Mono, die Open-Source-Implementierung von Microsofts .net-Plattform, war ein tolles Versprechen an Linux-Entwickler: Eine mächtige Software-Plattform, eine breite Unterstützung unterschiedlicher Programmiersprachen und nicht zuletzt die Möglichkeit, Anwendungen plattformunabhängig zu entwickeln.
Lediglich drohende Patentforderungen von Seiten Microsofts schienen der Verwendung im Wege zu stehen, Microsoft aber frühzeitig ein „Community Promise“ abgegeben, von solchen Forderungen abzusehen. Neben der Mono-Plattform hat das Team um Miguel de Icaza mit MonoDevelop noch eine großartige Entwicklungsumgebung angeboten.
Und auch wenn nicht alle Vorbehalte verschwunden sind, so wurde Mono doch in alle großen Distributionen integriert, und es entstanden einige interessante Software-Projekte auf Mono-Basis.
Mittlerweile scheinen keine Software-Patente, sondern eine andere Entwicklung für Linux-Entwickler bedrohlicher zu sein: Miguel de Icaza als der Kopf hinter dem ganzen Projekt und sein Unternehmen Xamarin, das sich um die Weiterentwicklung kümmert, haben sich von Linux – und scheinbar vom OpenSource-Gedanken – verabschiedet.
Miguel de Icaza selbst verwendet Linux schon seit Monaten überhaupt nicht mehr; Xamarin setzt stattdessen voll auf Apple-Systeme, insbesondere auf den boomenden Mobile-Markt. Und so wird die aus MonoDevelop hervorgegangene Entwicklungsumgebung Xamarin Studio (noch?) nicht für Linux angeboten, vom Vorgänger gibt es für die Linux-Distributionen teilweise nur noch vollkommen veraltete Versionen. Eine brauchbare »Community-Lizenz« für OpenSource- oder Freeware-Projekte gibt es auch nicht, mittlerweile aber wenigstens eine kostenlose und dafür stark eingeschränkte Version.
Und so ist durchaus fraglich, ob wenigstens die Mono-Laufzeitumgebung (die ja unter einer freien Lizenz steht) noch eine Zukunft unter Linux hat, und welchen Wert diese noch besitzt, wenn keine aktiv weiterentwickelte IDE existiert. Man kann Xamarin nicht vorwerfen, dass sie den gewählten Weg gehen. Für die OpenSource-Szene ist es leider kein guter Weg. Angesichts der ungewissen Zukunft würde ich für ein neues Projekt jedenfalls nicht auf Mono setzen.